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  • AutorenbildWolfgang Bok

Wenn Täter nicht ins Bild passen - Wie eine Fleischbehörde entsteht -und der peinliche Seehofer

Aktualisiert: 25. Sept. 2020


Die wöchentliche Kolumne „Nüchtern betrachtet“ von Dr. Wolfgang Bok behandelt heute folgenden Themen:

  • Die merkwürdigen Verharmlosung der Täterstruktur der Stuttgarter Krawallnacht.

  • Wie der Tönnies-Skandal aufgebauscht wird, um eine neue Fleischsteuer einzuführen.

  • Warum die Mutlosen in der Politik belohnt werden.

  • Und weshalb CSU-Chef Söder seinen Vorgänger nicht in den Ruhestand schickt.


Haben Sie‘s gemerkt? Schon nach wenigen Tagen ist die Stuttgarter Krawall-Nacht aus dem medialen Blickfeld verschwunden. Der „Spiegel“ wusste bereits am Montag, dass mehr Videoüberwachung völlig unnötig ist. Schon klar: Dann ließe sich die Mär vom schwäbischen Mob, der Luxusläden plündert, nicht mehr aufrechterhalten. Man stelle sich vor, die Spür der Täter führte nicht ins Milieu junger Migranten und linksradikaler Antifa-Schläger, sondern nach rechts: ARD und ZDF würden sich mit Sondersendungen überschlagen. So aber wird verharmlosend von „Event-Krawall“ berichtet und auf übermäßigen Alkoholkonsum verwiesen. Wer die Aufnahmen gesehen hat, kommt zu einem anderen, beängstigenden Schluss. Das Stuttgart Integrationsmärchen ist jedenfalls nicht mehr haltbar. Ich bin gespannt, wie viele der bis zu 500 Randalierer und Claqueure tatsächlich zur Verantwortung gezogen werden. Die Grünen fordern schon mal mehr Sozialarbeiter und Streetworker. Auch so verschafft man der eigenen Klientel sichere Posten im Staatsdienst.

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Da kommt der vermeintliche Skandal um den Fleischbaron Tönnies zur Ablenkung wie gerufen. Plötzlich sollen in den Fleischfabriken gravierende Missstände herrschen, obwohl diese doch gründlichst überwacht werden. Sechs-Bett-Zimmer, in denen Werksarbeiter nächtigen, um möglichst viel Geld nach Hause schicken zu können, werden zu „unhaltbaren Massenunterkünften“ aufgebauscht. Aber für einen Arbeitsminister, der nur Parteiarbeit kennt, ist natürlich harte körperliche Arbeit bereits ein Verstoß gegen das Menschenrecht.

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Die miserablen Arbeitsbedingungen der Wanderarbeiter in China, Indien oder Bangladesch ignorieren wir freilich und lassen uns mit deren Billigware versorgen. Stattdessen fordern nun auch CDU-Ministerinnen ein Fleischsteuer. Die soll dann allerdings von einer Fleischbehörde sozial austariert werden, damit sich auch weniger Betuchte das dann artgerecht gehaltene und achtsam zerlegte Fleisch leisten können. Vorbild ist die EEG-Umlage, jenes Abgabenmonstrum, dem wir die höchsten Strompreise zu verdanken haben. Zur Erinnerung: Die CDU sieht sich immer noch als Partei der Marktwirtschaft – hat aber leider die Thesen von Ludwig Erhard vergessen.

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In der Debatte gerät aus dem Blick, dass nur in wenigen Fällen eine Corona-Infektion zum tatsächlichen Ausbruch der Krankheit führt. Und diese ganz selten einen dramatischen Verlauf nimmt. Selbst in Ischgl, dem Tiroler Party-Hotspot, hat man inzwischen festgestellt, dass auch der Großteil der Bewohner mit dem Lungenvirus infiziert war, davon aber selbst gar nichts mitbekommen hat. Meist verläuft die Infektion harmloser als eine schlichte Erkältung. Aber soviel Differenzierung passt offenbar nicht ins Empörungsschema.

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Danach steht jeder Politiker am Pranger, der auch die Ängste um Wirtschaft und Arbeitsplätze ernst nimmt. Dies wird jetzt Armin Laschet zum Vorwurf gemacht. Da hat der Ministerpräsident von NRW einmal etwas Mut gezeigt, schon ging es schief. Fein raus sind die Überängstlichen wie Kanzlerin Merkel. Die verheerenden ökonomischen Folgen mit zigtausenden Notleidenden oder gar getöteten Existenzen werden mit viel Geld zugeschüttet, für das dann die Nachfolger irgendwann aufkommen müssen. Wer sich hingegen von einem Lockdown zum nächsten schleppt und jedes Risiko meidet, steigt im Ansehen der Bürger. Siehe Merkel, siehe Söder. Die Rechnung ist einfach: Die wirtschaftlichen Schäden werden Corona angelastet, die (relativ wenigen) Toten hingegen der Politik. Also gewinnt an Stimmen, wer warnt, mahnt und verbietet. Die deutsche Rentnergesellschaft will kein Risiko mehr tragen. Geld schickt der Staat.

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Merkwürdig nur, dass die Risiken der nach wie vor ungesteuerten Zuwanderung hartnäckig ignoriert werden. Wer etwa darauf verweist, dass Stuttgart kein Einzelfall ist und junge Migranten in jeder größeren Stadt die Polizei herausfordern, wird bereits als Rassist diffamiert. Dabei muss man kein Migrationsforscher sein um zu erkennen, dass hier überwiegend Menschen mit geringer Bildung aus Kulturkreisen zu uns kommen, für die es hier so gut wie keine Perspektive gibt. Selbst Erntehelfer werden lieber aus Osteuropa eingeflogen. Auf den Baustellen sieht man viele fleißigen Männer aus dem Balkan. Wie aber sollen die Männer aus dem arabischen und afrikanischen Raum die hohen (Geld)Erwartungen ihrer Familien erfüllen? Auch sie wollen Teil der deutschen Wohlstandsgesellschaft sein. Der Frust, der sich regelmäßig in Gewalt entlädt, ist also vorhersehbar. Wenn den Tätern dann noch eine Opferrolle attestiert wird, indem linke Politiker der Polizei latenten Rassismus unterstellen, braucht man sich über die Enthemmung nicht zu wundern.

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Vorhersehbar sind mittlerweile auch die Entgleisungen von Horst Seehofer. Jetzt hat es der alte Mann der CSU doch tatsächlich fertig gebracht, ein miserables Stück Pseudo-Journalismus in eine Grundsatzdebatte um die Pressefreiheit umzubiegen. Schlimmer noch: Der überforderte Innenminister lädt die Chefredaktion der "taz" gar zum Gespräch und wertet dieses angeblich links-alternative Blättchen, das sich nicht scheut, Polizisten mit Müll gleichzusetzen, auch noch auf. Hätte Markus Söder die Statur, die ihm als CSU-Chef zugeschrieben wird, dann würde er seinen Vorgänger längst in den Ruhestand verabschieden. Möge er sich doch endlich seiner Spielzeug-Eisenbahn im heimischen Keller widmen. Seehofer, Scheuer, Müller - nie waren die Bayern in Berlin so schwach vertreten.

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