Wolfgang Bok
Raffkes in Weiß, Geld ohne Haftung, und China gewinnt und qualmt
In der Kolumne „Nüchtern betrachtet“ befasst sich Dr. Wolfgang Bok in dieser Woche mit den teuren Folgen der Corona-Pandemie - und deren Gewinner:
Wie Impf-Ärzte abkassieren
Warum Geld keine Rolle mehr spielt
Wer am Ende die Zeche zahlt
Wie China unser Erfolgsmodell gefährdet
140 Euro zahlt das arme Rheinland-Pfalz Ärzten, die in Corna-Impf-Zentren aushelfen. Das etwas reichere, aber mittlerweile auch hoch verschuldete Baden-Württemberg gewährt 130 Euro. Nein, nicht pro Tag, sondern pro Stunde. Macht für eine Acht-Stunden-Schicht stattliche 1040 Euro. Womöglich noch steuerfrei. Dafür müssen nicht wenige Mitbürger einen ganzen Monat lang fleißig schuften. Ausgehandelt haben diese enormen Stundensätze die Kassenärztlichen Vereinigungen, die nicht nur den freundlichen Sozialminister Lucha (Grüne) über den Tisch gezogen haben, sondern alle Steuer- und Beitragszahler. Ein Medizinstudium kostet den Steuerzahler an die 200 000 Euro. Dafür kann man erwarten, dass sie sich in Zeiten wie diesen freiwillig zur Verfügung stellen. Und zwar als Ehrendienst. Doch Ehre ist den Raffkes in Weiß offenbar zum Fremdwort geworden.
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Aber Geld spielt ja keine Rolle mehr. Selbst Reinigungskräfte sollen in Impf-Zentren 220 Euro pro Tag bekommen. Dolmetscher sogar 320 Euro. Die Kosten für die Impfungen selbst werden erst gar nicht genannt. Eine Grippe-Impfung wird mit 60 Euro veranschlagt, die Injektionen gegen Covid-19 dürften ein Vielfaches kosten. Doch das sind Peanuts im Vergleich zu den Unsummen, die nun Bund und Länder an kaum mehr zu durchhauenden Corona-Hilfen gewähren. Ganz zu schweigen von den Aber-Milliarden, mit denen EU und EZB bereits verbotene Staatsfinanzierungen betreiben. Alles auf Pump. Die größten Nutznießer wie Italien oder Spanien fordern bereits einen „Schuldenschnitt“. Will heißen: Vor allem die deutschen Gläubiger schauen in die Röhre. Für linke Politiker, zu denen man mittlerweile auch den dominierenden Merkel-Flügel rechnen muss, ist das die willkommene Gelegenheit, den „den breiten Schulten“ noch mehr an Abgaben zuzumuten. Derweil Italien die Steuern senkt - mit unserm Geld!
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Nie war Umverteilung leichter als in Corona-Zeiten. Denn wer spart verliert. Wer will schon Menschenleben gegen Geld aufrechnen? Die Toten werden der Politik angelastet, die ökonomischen Verwerfungen sind der schicksalhaften Pandemie geschuldet. Glaubt man den Umfragen, gieren die Deutschen geradezu nach noch strengeren Auflagen und befürworten noch mehr Staatshilfen. Die täglichen Horrorzahlen von der Corona-Front verfehlen ihre Wirkung nicht. Angst macht gefügig. Dabei geht es nicht allein um Abstand, Mundschutz und Ausgehsperren. Das alles ist für eine bestimmte Zeit zumutbar. Viel dramatischer ist die finanzielle Freiheit, die wir uns nehmen. Denn irgend jemand muss für die gigantischen Schuldenberge aufkommen. Entweder über Inflation, die den kleinen Sparer enteignet und geringe Löhne bei steigenden Mieten noch wertloser machen. Oder eben über noch höhere Steuern- und Abgaben, die vor allem die arbeitende Mittelschicht treffen. Die wirklich Reichen finden Alternativen. Und die Armen bekommen die Stütze vom Staat angepasst. Aber das ist - von wenigen Ausnahmen abgesehen - in den Medien kein Thema. Allesamt drehen die Kollegen am Panikknopf und vergessen jede Relation. Etwa die nach den tatsächlichen Lebensrisiken.
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China, das diese Pandemie in die Welt gebracht hat und nun anderen (deutschen Fleisch-Exporteuren zum Beispiel) in die Schuhe schieben will, gehört bereits zu den großen Gewinnern. Die Wirtschaft brummt wieder und über den Impfstoff, den man offenbar frühzeitig entwickeln konnte und nun gegen Kredit verteilt, werden neue Abhängigkeiten geschaffen. Und während unter der deuten EU-Ratspräsidentschaft noch eilig strengere Klimaziele beschlossen werden, lässt Peking viele weitere Kohlekraftwerke bauen. Dabei ist China mit 11,5 Milliarden Tonnen schon heute der weltweit größte CO₂-Emittent. Doch Staatspräsident Xi Jinping verkauft das Reich der Mitte als Umweltretter. Wer widerspricht und nicht spurt, bekommt die kommunistische Knute zu spüren. Nicht nur im Innern, sondern auch im Ausland. Siehe aktuell Australien. Der in Hamburg lehrende Ökomomie-Professor Thomas Straubhaar sieht bereits „das deutsche Erfolgsmodell der industriellen Globalisierung auf dem Spiel.“ Eben weil sich China rücksichtslos Wettbewerbsvorteile schafft und auf die Rechte anderer pfeift. Aber wir wähnen uns auf dem moralischen Hochsitz. Dabei lehrte doch schon der englische Philosoph Thomas Hobbes (1588-1679), dass nichts gefährlicher sein kann als die Moral. Zumal, wenn man dabei die Realitäten aus dem Blick und sich im (typisch deutschen) Idealismus verliert. Bei DVA sind dabei zwei lehrreiche Bücher erschienenen:"Die lautlose Eroberung" und "Das Feuer des Drachen". Eignen sich bestens als, die Weihnachtsgeschenk für alle, die den deutschen Wohlfahrtsstaat für einen Naturzustand halten. Es sind schon größere Reiche untergegangen.