Wolfgang Bok
Der BER und das Geld, das Rechnen verlernt, und die Dschihadisten sind unter uns
Aktualisiert: 8. Nov. 2020
Die Kolumne „Nüchtern betrachtet“ von Dr. Wolfgang Bok beschäftig sich heute mit folgenden Themen, die jenseits der Corona-Hysterie auch Aufmerksamkeit verdienen:
Warum das Geld für den BER und andere Infrastrukturprojekte gut angelegt ist
Wer die wahren Urheber für deren Kostensteigerungen sind
Warum die Deutschen das Rechnen verlernt haben
Warum islamistischer Terror in Deutschland als Nebensächlichkeit abgetan wird
Von Dr. Wolfgang Bok
Hat nun jeder seinen Kübel Hohn und Spott über den Berliner Hauptstadtflughafen ausgegossen? Dass es 23 Jahre von der Bau-Entscheidung bis zur endgültigen Freigabe an diesem Wochenende gedauert hat, ist weder den Architekten noch den Bauingenieuren anzulasten. Sondern allein den verantwortlichen Politikern in der Stadt Berlin, dem Land Brandenburg und dem Bundesverkehrsministerium. Weil sie weder eine Privatisierung noch einen Generalunternehmer wollten, wurde einfach drauflosgewurstelt und ständig umgeplant. Das kostet natürlich viel Zeit und Geld. Doch wie immer, wenn beim Staat etwas gründlich schiefläuft, gibt es keine persönliche Haftung. Die Folgen werden dem Steuerzahler aufgebürdet.
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Nur zum Vergleich: Die fünf Milliarden Euro, die nun an Gesamtkosten beim BER beklagt werden, verschlingt allein der Tarifabschluss, der gerade für die Bediensteten beim Bund und den Kommunen ausgehandelt wurde. Und zwar pro Jahr. Der BER bringt wenigstens für Jahrzehnte einen Nutzen und steht der Hauptstadt eines angeblich so wohlhabenden Landes gut zu Gesicht. Deshalb begrüße ich jede Investition in die marode Infrastruktur. Wir geben alle zwölf Monate über 1000 Milliarden Euro für allerhand Soziales aus. Allein 100 Milliarden fließen in die staatliche Rentenkasse – ohne Beamtenpensionen wohlgemerkt. Geschätzt 50 Milliarden – die genauen Zahlen werden bewusst verschleiert – kostet uns die großzügige Aufnahme von tatsächlichen und vermeintlichen Flüchtlingen. Aber skandalisiert werden die Kostensteigerungen für einen Großflughafen oder einen modernen Bahnhof wie in Stuttgart. Dabei haben die S-21-Gegner die Kosten mit ihren Klagen erst in die Höhe getrieben - um dann darüber zu klagen. Schuld ist aber auch das europäische Vergaberecht, das den Zuschlag für den jeweils billigsten Anbieter erzwingt – egal, wie teuer letztlich nachgebessert werden muss. Und schließlich nähren wir eine Bürokratie, die sich ständig neue Auflagen ausdenkt. Wir betreiben mittlerweile einen Brandschutz, der mit realistischer Gefahrenabwehr kaum mehr etwas zu tun hat. Nur, weil niemand Verantwortung übernehmen will und sich lieber sechsfach absichert. Koste es, was es wolle.
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Was meine These belegt, dass die Deutschen schlicht das Rechnen verlernt haben. Wir fahren kilometerweite Umwege, um ein paar Cent beim Tanken zu sparen. Aber wenn uns ein Vielfaches über die höchste Steuerquote, den teuersten Strom und diverse Sozialabgaben aus der Tasche gezogen wird, finden wir das sogar noch gut. Eine Partei wie die FDP, die immerhin noch ab und an mehr Netto vom Brutto fordert, kämpft gegen die Fünf-Prozent-Hürde. Die Schuldenmacher Merkel und Scholz werden mit Beifall bedacht. Fragen Sie mal in die Runde, wie hoch die aktuelle Stromrechnung oder Steuerbelastung ist. Die meisten wissen es gar nicht. Aber wo man ein paar Cent bei welchem Discounter oder Online-Shop sparen kann, das wissen alle.
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Ist es Ihnen auch aufgefallen, wie verhalten in Deutschland über den islamistischen Terror in Frankreich berichtet wird? Man kann die Morde vor einer Kirche in Nizza natürlich wie Josef Hader karikieren, wonach die Enthauptung auf offener Straße eben Teil einer Wiederkehr des Mittelalters ist. Aber soviel Sarkasmus ist natürlich nur einem Österreicher gestattet. Über einen deutschen Kabarettisten würden schon die moralinsauren Sprachwächter herfallen, sofern er/sie nicht der linken Szene zuzurechnen ist. Oder denken wir an den Mord in Dresden, der nur vier Wochen zurückliegt: In den Medien, vor allem ARD und ZDF, kaum erwähnt und schnell verdrängt. Es soll nur ja kein Schatten auf die deutsche Willkommenskultur fallen. Merkels Flüchtlinge sind gute Flüchtlinge. Basta. Allein Friedrich Merz verweist auf den Widerspruch, dass „Frankreich erneut der Opfer islamistischer Anschläge trauert, derweil in Berlin junge Muslime mit ‚Allahu Akbar‘-Rufen gegen eine angebliche Diskriminierung demonstrieren“. Aber Merz wird von Merkel-Flügel in der CDU wie ein Aussätziger behandelt, der die Harmonie stört. Erdreistet sich der kantige Sauerländer doch glatt, auf baldige Vorstandswahlen zu drängen.
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Überhört wird natürlich auch die Warnung von Generalbundesanwalt Frank, wonach Deutschland im Fadenkreuz radikaler Islamisten steht. Der Täter von Dresden ist übrigens ein 20-jähriger Syrer, dessen Asylantrag abgelehnt wurde und der trotz schwerer Straftaten eine Duldung erhielt. Zu dessen Schutzmacht zählen die Grünen, die noch immer die Tore weit offenhalten und jede Rückführung unterbinden wollen. Doch siehe da: Kommt es zu Gewalt von Migranten, wird kein Politiker der Grünen interviewt, die sonst bei jeder Gelegenheit bei ARD, ZDF und DLF zu Wort kommen, um vor diesem und jenem zu warnen. Auch unser dauerbesorgter Bundespräsident, der mindestens einmal pro Woche öffentlich vor der „Gefahr von rechts“ warnt, schweigt laut. Es ist ein beredtes Schweigen.